Sarah Schumann
Die Berliner Künstlerin Sarah Schumann (1933-2019) hat zeitlebens in umfangreichen Werkzyklen gearbeitet. Im Laufe ihrer über 60jährigen Tätigkeit sind somit zahlreiche Gruppen von Collagen, Gemälden, Gouachen und Zeichnungen entstanden, die sich grundsätzlich der Dialektik von „Schönheit und Schrecken“ widmen.
Der Fokus der Ausstellung liegt auf Arbeiten aus den 1990er Jahren. Eine große Bedeutung kommt in dieser Zeit den vielen Reisen innerhalb Deutschlands, Europas, nach Kenia und Indien zu. Die unterwegs gewonnenen Erlebnisse und Eindrücke verarbeitete sie in ihren großformatigen Gemälden und Papierarbeiten aus der Erinnerung heraus und anhand von Photographien. Sämtliche Szenen werden von Ihrer Hand lyrisch betitelt, ein Hinweis auf ihr großes literarisches Interesse, das sich auch in vielen weiteren Arbeiten niederschlägt.
In der Galerie Albrecht werden Werke präsentiert, die bedeutende Baudenkmäler in Landschaftsgärten und auf Friedhöfen in Branitz, Potsdam und Steinhöfel zeigen. In Schumanns künstlerischer Sicht auf diese kulturhistorischen Denkmäler und das Schaffen der Landschaftsarchitekten Fürst Hermann von Pückler-Muskau und Peter Joseph Lenné spiegelt sich ihre individuelle Haltung zum Thema Erinnerung und Natur wider. Die Ergebnisse ihrer Spurensuche nach „Memorials“ menschlichen Handelns und künstlerischem Tuns in der Natur hält sie in Zeichnungen, Bildern und Texten fest.
Als wichtige Vertreterin der deutschen Nachkriegsmoderne ist Sarah Schumann bekannt für ihr abstraktes Frühwerk und ihre Schwarz-Weiß-Schockcollagen. In den Arbeiten der 1990er Jahre sehen wir sie auf dem Höhepunkt ihres malerischen Schaffens, in dem sie Abstraktion und Figuration miteinander verbindet.
Sarah Schumann, 1933 als Maria Schirmer in Berlin geboren und 2019 ebendort verstorben, wuchs als Tochter eines Bildhauerpaares unter schweren Entbehrungen auf. Zwangsläufig bereits früh selbständig, verließ sie jung das Elternhaus. Als Autodidaktin entwickelte sie bald einen eigenen Stil für ihre Collagen und Gemälde. Kurzzeitig verheiratet mit dem Hamburger Galeristen Hans Brockstedt wechselte sie ihren Namen zu Maria Brockstedt. Zwischen 1960 bis 1963 lebte und arbeitete sie in London, wo ihr späterer Name Sarah Schumann entstand. Später zog sie ins italienische Piemont.
Ihr Lebensmittelpunkt wurde seit 1968 wieder die Stadt Berlin. Hier erlebte sie die gesellschaftspolitischen Umbrüche und schloss sich 1972 der feministischen Gruppe „Brot + Rosen“ an. Schumann wirkte als Mitkuratorin an der bedeutenden Ausstellung „Künstlerinnen international 1877-1977“: Erstmalig wurden in Deutschland Künstlerinnen des 20. Jahrhunderts präsentiert, darunter Louise Bourgeois, Frida Kahlo, Eva Hesse und Maria Lassnig. 1977 wurde sie mit einem Stipendium für die Villa Massimo in Rom ausgezeichnet. In den 1980er und 1990er Jahren unternahm sie zahlreiche Exkursionen in Deutschland und der Welt.
Leben und Werk von Sarah Schumann wurden von Harun Farocki und Michaela Melián künstlerisch gewürdigt und darüber hinaus von ihrer Lebensgefährtin Silvia Bovenschen (1946– 2017) in dem Buch „Sarahs Gesetz“ literarisch verewigt. Das Städel Museum in Frankfurt zählt Schumann im Oral History Projekt „Café Deutschland“ zu den 70 wegweisendsten Protagonist*innen der Kunstszene in der BRD ab 1960.
Der schriftliche Nachlass befindet sich im Deutschen Kunstarchiv im Germanischen Nationalmuseum Nürnberg.
Die Ausstellung erfolgt in Kooperation mit dem Estate von Sarah Schumann, VAN HAM Art Estate Köln.
Ausstellungsansichten: Sandy Volz
Sarah Schumann
Throughout her life, Berlin artist Sarah Schumann (1933–2019) worked on extensive series of works. Over the course of a career spanning more than 60 years, she created numerous groups of collages, paintings, gouaches, and drawings that are fundamentally devoted to the dialectics of beauty and terror.
The focus of this exhibition is on works from the 1990s. During this period, Schumann’s numerous trips in Germany and Europe as well as to Kenya and India were especially important. In these large-format paintings and works on paper, the artist worked on the impressions and experiences she had on these journeys, either from memory or with the aid of photographs. All works received lyrical titles applied by her hand, a demonstration of her literary interests that is also reflected in numerous other works.
Galerie Albrecht presents works that show significant historic monuments in parks and cemeteries in Branitz, Potsdam, and Steinhöfel. Schumann’s artistic perspective on these historic monuments and the works of the landscape architects Prince Hermann von Pückler-Muskau and Peter Joseph Lenné reflects her individual attitude to memory and nature. She records the results of her exploration of memorials of human action and artistic activity in nature in drawings, paintings, and texts.
Sarah Schumann, born in 1933 as Maria Schirmer in Berlin, where she also died in 2019, grew up as the daughter of sculptor parents. Her childhood was marked by deprivation, and she was forced to be quite independent. She left home rather young; and self-taught, she developed her own style for her collages and paintings early on. Briefly married to the Hamburg gallerist Hans Brockstedt, she changed her name to Maria Brockstedt. From 1960 to 1963, she lived and worked in London, where her later name Sarah Schumann came about. Later, she moved to the Piedmont region in Italy.
In 1968 she moved Back to Berlin, where she lived through and participated in the social upheavals, and in 1972 joined the feminist group “Brot+Rosen”. Schumann was a co-curator of the important exhibition “Künstlerinnen international 1877-1977”, which for the first time presented twentieth-century women artists in Germany, including Louise Bourgeois, Frida Kahlo, Eva Hesse and Maria Lassnig. In 1977, she received a fellowship for Villa Massimo in Rome. In the 1980s and 90s, she travelled extensively in Germany and throughout the world.
Harun Farocki and Michaela Melián engaged artistically with Sarah Schumann’s life and work, and in addition her life partner Silvia Bovenschen (1946– 2017) immortalized her in her book Sarahs Gesetz. Frankfurt’s Städel Museum includes her in its oral history project “Café Deutschland” among the 70 pathbreaking protagonists of the (West) German art world from 1960 onwards.
The texts from her estate are now located at the Deutsches Kunstarchiv, Germanisches Nationalmuseum Nürnberg.
The exhibition is a collaboration with the estate of Sarah Schumann, VAN HAM Art Estate Cologne.
Installation views: Sandy Volz