
Sabine Herrmann
Artist Talk mit Sabine Herrmann
Freitag 28. März, 17 – 20 Uhr
Im Osten Berlins aufgewachsen, hat Sabine Herrmann die Teilung Deutschlands hautnah erlebt. Ihre künstlerische Prägung erfährt sie durch die von politischer Angespanntheit, Experimentierfreude und solidarischer Aufbruchstimmung erfüllten 80er Jahren der DDR. Nach der Wende setzte sie sich mit ihrer Arbeit eigenständig durch, was ihre Biographie mit internationalen Museumsausstellungen beweist. Typisch für Ihr Werk sind expressive breite Pinselschwünge, aber auch feine expressive Bleistiftzeichnungen. Es ist von beeindruckender Solidität, kontemplativ und politisch zugleich.
Wie manches Gefühl lassen sich die Bilder von Sabine Herrmann kaum in Worte fassen. Auf einzigartige Weise entziehen sie sich einer Erklärung, es bleibt etwas Unaussprechliches übrig, ein A Priori, das wir mit dem Verstand, mit Begriffen nicht zu erfassen vermögen. Jedoch müssen sich die Betrachtenden nicht im luftleeren Raum bewegen: Sie können auf ihre Vorstellungskraft zurückgreifen und über die Titel, die nachdem das Werk abgeschlossen ist entstehen, den Interpretationsansätzen der Künstlerin folgen.
Farbe, gestische Expression und Transparenz sind die Grundpfeiler von Hermanns Arbeit. Sie verwendet Pigmente, aufgelöst in Acryl, ein fließendes Farbmaterial, das sie transparent übereinanderlegt. Es lässt sich erkennen, was unter der zuletzt aufgetragenen Farbschicht liegt. Sie malt mit breitem Pinsel frei und expressiv, häufig ohne den Wunsch etwas darstellen zu wollen. Losgelöst von einem vorgefertigten Plan lässt sie die Farbe fließen. Die Gestaltung des Bildes entspringt der momentanen Situation und ist unwiederholbar – vergleichbar mit dem unwiederbringlichen Augenblick, den eine Fotografie einfangen kann. Es gibt jedoch auch Arbeiten, in denen ein Gegenüber erscheint, eine gemalte oder gezeichnete menschliche Figur, unklar wie ein Traumgebilde.
Das Werk außerhalb des Bereichs der Worte wird ergänzt von reinen Wortbildern. Sabine Herrmann schreibt mit der Hand Worte ohne erkennbare Ordnung, scheinbar spontan, eines über das andere auf das Papier. Es sind die Namen von Künstlerinnen, um sie sich selbst und anderen in Erinnerung zu rufen. Leider haben Künstlerinnen nicht die gleiche Wertschätzung erfahren wie ihre männlichen Kollegen. Ihr Werke wurde unterschätzt und erfuhr weniger Sichtbarkeit. Dies ändert sich glücklicherweise allmählich. Auch sie selbst hat es betroffen.
Sabine Herrmann (*1961) studierte Malerei an der HfBK Dresden, von 1982 bis 1986 an der Kunsthochschule Berlin und von 1990 bis 1991 an der l’Ecole Nationale Supérieure d’Art de la Villa Arson Nizza. Sie lebt und arbeitet in Berlin. Nach dem Studium folgten Arbeitsaufenthalte in Irland, Italien, Japan und den USA. Wichtige Stationen Ihrer künstlerischen Laufbahn waren Ausstellungen im Bundeskanzleramt Berlin 2002, Gegenstimmen im Martin-Gropius-Bau Berlin, Die wilden 80er Jahre im Potsdam-Museum 2016 und die Einzelausstellung im Brandenburgischen Landesmuseum für moderne Kunst Cottbus. Sie ist in der Sammlungspräsentation des Hamburger Bahnhofs – Nationalgalerie der Gegenwart – vertreten. Neben den Ausstellungen ihres Werks organisierte sie kollektive Kunstprojekte, u.a. collective task und passion.
Ihre Arbeiten befinden sich in öffentlichen Kunstsammlungen wie der Nationalgalerie der Gegenwart, dem Landesmuseum Berlinische Galerie, dem Kunstmuseum Ahrenshoop, der Akademie der Künste Berlin, dem Brandenburgischen Landesmuseum für moderne Kunst, dem Märkischen Museum Berlin (Stiftung Stadtmuseum Berlin), der Kunstsammlung der LBS Potsdam, dem International Neuroscience Institute Hannover, der Stiftung Kunstforum der Berliner Volksbank und in privaten Kunstsammlungen wie der Sammlung Seiz Reutlingen.
Sabine Herrmann
Artist talk with Sabine Herrmann
Friday, March 28, 5– 8 p.m.
Growing up in East Berlin, Sabine Herrmann experienced the division of Germany at first hand. Her artistic influence was shaped by the 80s of the GDR, which were filled with political tension, a love of experimentation and a spirit of solidarity and optimism. After reunification, she asserted herself independently with her work, as her biography with international museum exhibitions proves. Typical of her work are expressive broad brushstrokes, but also fine expressive pencil drawings. It is of impressive solidity, contemplative and political at the same time.
Like some emotions, Sabine Herrmann’s paintings are difficult to describe with words. In a unique way, they elude any explanation; something that cannot be spoken always remains, an a priori that we cannot grasp rationally or express verbally. However, beholders are not left in a vacuum: they can take recourse to their imagination and follow the artist’s interpretative approaches through the titles that emerge when she ponders her own works.
Colour, gestural expression, and transparency are the pillars of Herrmann’s work. She uses pigments, dissolved in water with acrylic paints, a liquid material that she superimposes in transparent layers. What lies under the most recently applied layer of paint always remains visible. She paints freely and expressively with a broad brush, often without the desire to represent anything. Detached from any preconceived plan, she allows the paint to flow. The composition arises from the current situation and cannot be repeated – comparable to the irrecoverable moment that a photograph can capture. However, there are also works where a vis-à-vis appears, a painted or drawn human figure, blurry or vague like an image from a dream.
The work outside the realm of words is complemented by pure word images. Sabine Herrmann writes down by hand words without any recognisable order, seemingly spontaneously, one on top of the other on paper. These are the names of women artists; in this way, she reminds herself and others of these women. Unfortunately, female artists have not been held in the same esteem as their male counterparts. Their work was underestimated and received less visibility. Fortunately, this is gradually changing. Sabine Herrmann herself was also affected by this.
Sabine Herrmann (born in 1961) studied painting at HfBK Dresden, from 1982 to 1986 at Kunsthochschule Berlin, and from 1990 to 1991 at l’Ecole Nationale Supérieure d’Art de la Villa Arson in Nice. She lives and works in Berlin. After her graduation, she travelled and worked in Ireland, Italy, Japan, and the United States. Important milestones of her artistic career were exhibition at the Federal Chancellery in Berlin in 2002, Gegenstimmen at Martin-Gropius-Bau Berlin, Die wilden 80er Jahre at Potsdam-Museum in 2016, and her solo show at Brandenburgisches Landesmuseum für moderne Kunst in Cottbus. Her works are part of the permanent exhibition of Hamburger Bahnhof – Nationalgalerie der Gegenwart. In addition to exhibiting her own works, she has also organized collective art projects such as collective task and passion.
Her works can be found in public art collections such as Nationalgalerie der Gegenwart, Landesmuseum Berlinische Galerie, Kunstmuseum Ahrenshoop, Akademie der Künste Berlin, Brandenburgisches Landesmuseum für moderne Kunst, Märkisches Museum Berlin (Stiftung Stadtmuseum Berlin), the art collection of the LBS Potsdam, the International Neuroscience Institute Hannover, Stiftung Kunstforum der Berliner Volksbank, as well as private collections like Sammlung Seitz, Reutlingen.
Installation views by Sandy Volz


























